Glückliche Autojahre – 1889 bis 2020
Der Mut einer Frau ebnete dem Automobil den Weg. Im August 1888 fuhr Bertha Benz mit dem von ihrem Mann Carl Benz konstruierten Motorwagen von Mannheim nach Pforzheim. Damit begannen die vielen glücklichen Jahre des Automobils. Es waren meist Männer, die sie bauten. Sie machten es gern. Sie liebten den Geruch von Benzin, das Auf und Ab der Kolben in geölten Zylindern. Von den Bändern deutscher Autofabriken liefen in wachsender Zahl schöne schnelle Autos, die in der ganzen Welt begehrt waren. Eine Erfolgsgeschichte. |
1978 gab es in Deutschland 24 Mio. Pkw. Auch damals kamen die Menschen zur Arbeit, tätigten ihre Einkäufe und fuhren in Urlaub. Die Fahrzeuge wurden von Jahr zu Jahr größer, komfortabler, schneller und leistungsstärker. Immer mehr Erdöl wurde aus dem Boden gepumpt, aufbereitet und in den Autos zu CO2 verbrannt. Im Jahr 2020 gibt es in Deutschland mehr als 48 Mio. Pkw. Auf der Welt gibt es heute rund 1,3 Mrd. Autos und die Autoindustrie schickt sich an, diese Zahl im Laufe der nächsten zehn Jahre weltweit auf zwei Mrd. Fahrzeuge zu erhöhen. Doch dann kam die Klimakrise und der Autohimmel verdunkelte sich.
In dieser Zeit wurde die Idee des E-Autos geboren, mit der sich die Hoffnung verband, damit eine ökologisch verträgliche Form der motorisierten Fortbewegung gefunden zu haben. In 2020 betragen sie in Deutschland rund 200.000. 2021 beginnen die Zulassungszahlen für E-Autos zu steigen und werden voraussichtlich in 2021 rund 300.000 Neuzulassungen erreichen. In den Medien wird dies als Erfolg gefeiert. Doch hilft das E-Auto wirklich gegen den Klimawandel?
Ein Einstieg mit Hindernissen
In den 90er Jahren war nicht mehr zu ignorieren, dass das Verbrennen fossiler Rohstoffe durch die damit verbundenen CO2-Emissionen zur Klimaerwärmung beitrug. Die Pkw wurden mit ihrem enormen Verbrauch an Diesel und Benzin als ein Hauptverursacher eines besorgniserregenden weltweiten CO2-Anstiegs erkannt. Umwelt-Aktionisten forderten wirksame Maßnahmen zur Rettung von Umwelt und Klima. Auf die wachsende Kritik am Autoverkehr reagierte die Autoindustrie mit ihren bisher erfolgreichen Abwehrtaktiken. Tatsächlich fürchteten Politik und Staat die Macht der mächtigen Autolobby und den Aufschrei der Autofahrer. Unter diesem Druck, und weil sie um Wählerstimmen fürchteten, scheuten die Volksvertreter davor zurück, wirksame Maßnahmen zur Reduktion der autobedingten Umweltbelastung zu ergreifen. Nach langjährigem Hin und Her um eine ökologisch verträgliche Verkehrspolitik meinte man endlich eine Lösung gefunden zu haben: Das E-Auto.
Weder die Autofahrer noch die Autobauer waren vom E-Auto begeistert. Letztere bestückten ihre Autos lieber weiter auf altbewährte Weise mit leistungsstarken Diesel- und Ottomotoren. So verzögerte sie den von vielen Umweltaktivisten und umweltbewussten Politikern geforderten Umstieg auf das E-Auto. Es wurde auch argumentiert, das E-Auto das Klima belaste, weil es auch viel CO2 ausstoße. In 1998 wehrte sich VW gegen eine Umstellung der Produktion auf E-Autos mit dem folgenden Argument: „Denn die Wahrheit ist: Sie stellen nicht auf Elektro um, sondern auf Kohlebetrieb. Und wenn Sie dann noch mit Kohlestrom fahren, wird die E-Mobilität wirklich zum Wahnsinn.“
Dann betrat mit Elon Musk ein neuer Konkurrent die Autowelt und gab der E-Mobilität mit seinem Unternehmen Tesla Motors einen kräftigen Schub. Da sich die von Tesla entwickelten Elektroautomodelle erfolgreich verkauften, mussten die deutschen Autobauer auf den Zug aufspringen.
Die clevere Doppelstrategie: Verbrenner plus E-Auto
In den Chefetagen der Autokonzerne wusste man zwar, dass Elektroautos weit weniger vorteilhaft für das Klima sind als von ihren Befürwortern behauptet. Doch irgendwann erkannten die Autobauer, dass sie sich durch weiteren Widerstand politisch ins Abseits gesetzt hätten. „Nun gut, dann bauen wir halt Elektroautos“, sagte man sich resignierend in den Vorstandsetagen. Aber schon bald begann man dort, das E-Auto als lukratives Geschäftsfeld für die Zukunft zu erkennen. So konzipierten sie die Doppelstrategie, parallel zu den bisherigen Verbrennermodellen auch E-Autos zu verkaufen.
Beispielsweise hatte VW-Chef Herbert Diess mittlerweile verstanden, dass er das E-Auto nicht aufhalten konnte. In 2019 wird er zitiert mit: „Volkswagen-Chef Diess setzt mit Milliardeninvestitionen darauf, dass sich Elektroautos in den nächsten Monaten am Markt durchsetzen werden. Er warnt vor irrationalen Debatten über Alternativen.“
In den Chefetagen der Automobilindustrie sah man aber auch die Chance, noch für viele Jahre mit Verbrennungsmotoren noch reichlich Umsatz und Gewinn generieren zu können. Zwar gab es staatlicherseits die Absicht, den CO2-Emissionen des Autoverkehrs zu reduzieren, doch diese Reglementierungen erlaubten der Autoindustrie ihre Produktion weiter auf hohem Niveau zu halten.
„Wir werden die erheblichen verschärften EU-Flottenwerte ab 2020 einhalten“, sagte Diess. Elektrifizierung sei der mit großem Abstand kostengünstigste Weg zu CO2-freier Mobilität „und somit richtig für die Gesellschaft, unsere Mitarbeiter und deren Arbeitsplätze und letztlich auch für unsere Aktionäre.“
Die Hersteller nutzen die E-Autos, um Strafzahlungen aufgrund der Grenzwertüberschreitungen der Spritfresser in ihrer Firmenflotte zu vermeiden. Im Grunde handelt es sich dabei um eine Schummelei, die aber von EU und deutscher Bundesregierung toleriert, ja sogar gefördert wird. Man tut der Autoindustrie mit der Vermutung sicherlich nicht Unrecht mit der Vermutung, dass die Reduktion von CO2 nicht ihre allererste Priorität ist. Sie wird versuchen noch so lange wie möglich mit dem Verbrenner-Autos noch Geld zu verdienen und gleichzeitig mit der Hilfe von großzügigen Subventionen das E-Auto als lukratives Geschäftsfeld zu erschließen. Besonders erfolgreich ist Tesla beim Verkauf von CO2-Zertifikaten an andere Autobauer, die mit ihren Flotten die Klimaziele nicht erfüllen. Die Zertifikate brachten Tesla in 2020 1,6 Milliarden Dollar ein.[6] Völlig absurd ist die Tatsache, dass Tesla durch seine angeblich emissionsfreien Elektroautos Abgasrechte verkaufen und Millionen € verdienen kann.
Der Diesel-Skandal um die illegalen Abschalteinrichtungen von Herstellern zeigen, dass die Manager der Autoindustrie bereit, bei ihren Geschäften auch mit illegalen Methoden zu arbeiten. Sie zeigen aber auch, dass es möglich ist, über Jahre hinweg Verbraucher, Politik und Justiz zu täuschen. Warum sollte es beim E-Auto und den überhöhten CO2-Emissionen anders sein? Die Autoindustrie hat beim Diesel und Abgas geschummelt, doch jetzt schummelt sie weiter. Dieser Strategie verspricht hohe Umsätze und gute Gewinne für die Autoindustrie. Doch die Elektromobilität erweist sich als Mogelpackung, bei der die Gefahr groß ist, dass die Umwelt auf der Strecke bleibt.
Fossile Automotoren durch Elektromotoren zu ersetzen, wird nicht die Lösung sein. Wenn 10 Mio. Verbrenner durch E-Autos ersetzt werden, werden die CO2-Emissionen des Pkw-Verkehrs – zumindest bis zum Jahr 2030 – nicht sinken. Die Autos blasen weiterhin enorme Mengen an CO2 in die Atmosphäre, jetzt nicht mehr mit den Auspuff, sondern durch oft weit entfernte Kraftwerksschornsteine. Dem Klima ist nicht geholfen.
Ergebnis: Wie stehen die Akteure 2030 da? Und warum sind alle glücklich.
Nach einem holprigen Start begrüßt die deutschen Autokonzerne die Elektromobilität. Sie erkennen das E-Auto ist eine geeignete Strategie zur Geschäftssicherung zu Steigerung von Umsatz und Gewinn. Sie verfolgen die E-Auto-Strategie, nicht um das Klima zu retten, sondern um weiterhin im Geschäft mit dem motorisierten Individualverkehr zu bleiben.
Ein Blick auf die neuen E-Automodelle zeigt, wohin die Reise gehen soll: Ein großer Teil der Fahrzeuge sind völlig überdimensionierte Elektro-Monster, die als ökologisch vernünftig angepriesen werden. Die Autokonzerne machen auch nach dem Dieselskandal mit Schummeln- und Betrügen weiter.
In einer unheiligen Allianz verbreiten gewinnorientierter Autohersteller, Politiker und Umweltaktivisten die Ansicht, dass das E-Auto gegen die Klimaveränderung helfen kann. Der Regierung fehlt der Wille und die Kompetenz beim Thema E-Auto um die mangelnde Eignung des E-Autos für eine ökologische Verkehrswende richtig zu stellen.
Öko-Aktivisten lassen sich in ihrem Bemühen das E-Auto zu fördern, unbeabsichtigt für die Sache der Autoindustrie einsetzen.
Verantwortliche in der öffentlichen Verwaltung klopfen sich gegenseitig auf die Schultern: Wir haben mit dem E-Auto eine wirksame Maßnahme gegen den Klimawandel gefunden. Die Förderung der Elektromobilität der Bundesregierung wird In den Jahren bis 2030 viel Geld kosten, aber dem Klima nicht helfen.
Politikern tun so, als ob ihnen mit der E-Mobilität Einschränkungen beim Verkehr nicht notwendig seien. Das geschieht mit der Absicht, ihren Wählern unangenehme Wahrheiten zu ersparen.
Schon vor dem Jahr 2030 wird man erkennen, dass das E-Auto zu keiner CO2-Einsparung führt, so lange die Strommenge aus Erneuerbaren Energien nicht weit höher ist. Man wird dann beim Verkehr höhere CO2-Emissionen feststellen. Dann werden auch Meldungen kommen, dass das E-Auto dazu beitragen hat, die Klimaziele des Verkehrssektors zu verfehlen. Es bleibt zu hoffen, dass bald richtig gerechnet wird und sich für die Berechnung der CO2-Emissionen der Pkw der Marginalstromansatz durchsetzt.[