Wie viele Arbeitsplätze hängen vom Auto ab?

Lobbyisten der Automobilindustrie erwecken gern den Eindruck, die Branche sei der wichtigste Arbeitgeber im Land. Manchmal hört man, dass jeder siebte Arbeitsplatz direkt oder indirekt von der Branche abhänge. Das stimmt nicht.

1n 2017 waren knapp 515.000 Menschen bei Autoherstellern, 305.000 weitere waren bei Zulieferern, etwa in der Autoteileherstellung, beschäftigt. Insgesamt waren knapp 820.000 Menschen tätig. Das Statistische Bundesamt beziffert die Gesamtzahl der Beschäftigten im Juli 2018 mit rund 842.000 Menschen.

Es sind aber noch weitere Arbeitsplätze zu berücksichtigen. So kommen die Mitarbeiter in Autohäusern oder -werkstätten hinzu. Außerdem sind auch Zulieferer für die Autoproduktion, etwa die Chemie- und die Textilbranche zu bedenken. Viele Mittelständler hängen von der Autoindustrie ab. Es gibt Schätzungen, dass insgesamt 1,8 Millionen Arbeitsplätze in Automobilindustrie und den Zulieferern in Deutschland existieren.

Die Zahl aller Erwerbstätigen in Deutschland beträgt derzeit rund 45 Millionen (Juni 2019). Bei 1,8 Millionen Arbeitsplätzen bedeutet das, dass jeder 25. Arbeitsplatz in Deutschland direkt und indirekt von der Autobranche abhängt. Anders ausgedrückt: 4 Prozent.

Wem nützt es, wenn die deutsche Autoindustrie ihre wirtschaftliche Rolle so gewaltig übertreibt? „Es hilft den Vertretern der Autokonzerne offensichtlich dabei, wenn sie in den zuständigen Ministerien ein- und ausgehen und Einfluss auf alle einschlägigen Gesetze sowie auf die deutschen Verhandlungspositionen auf EU-Ebene ausüben wollen.“ (Bosbach, Gerd / Korff, Jens, Jürgen: Die Zahlen Trickser, 2017, S. 180f.)

Einige Zahlen zum Vergleich: Die Caritas hat in 2017 660.000 Beschäftigte. Im deutschen Gesundheitswesen arbeiteten 2017 etwa 5,8 Millionen Beschäftigte.

Die Autoflut schwappt immer höher

Der Fahrzeugbestand am 1. Januar 2019

Kraftfahrt-Bundesamt. Flensburg, 1. März 2019. Um gut eine Millionen Fahrzeuge erhöhte sich der Bestand im Vergleich zum Vorjahresstichtag und wies am1. Januar 2019 rund 64,8 Millionen in Deutschland zugelassene Fahrzeuge auf (+1,6 %). Diese gliederten sich in 57,3 Millionen Kraftfahrzeuge (Kfz) und knapp 7,5 Millionen Kfz-Anhänger. Mit 47.095.784 Einheiten und einem Plus von 1,3 Prozent bildeten die Personenkraftwagen (Pkw) erneut die anteilsstärkste Fahrzeugklasse. … Die höchste Steigerungsrate wies das Segment der SUVs mit +19,9 Prozent aus, gefolgt von den Wohnmobilen mit +9,4 Prozent und den Geländewagen mit +8,6 Prozent. Wie im Vorjahr waren die Kompaktklasse (25,6 %/-0,1 %), die Kleinwagen (19,0 %/+0,3 %) und die Mittelklasse(13,8 %/-3,4 %) auf den Straßen am häufigsten vertreten.”

Zu Beginn von 2019 gab es 47,096 Mio. Pkw, zu Anfang 2024 49,099 Mio. Somit hat sich innerhalb von fünf Jahren der Pkw-Bestand um zwei Mio. Fahrzeuge erhöht. (https://de.statista.com/statistik/daten/studie/12131/umfrage/pkw-bestand-in-deutschland/). Diese Menge an Fahrzeugen hintereinandergereiht (angenommen fünf Meter für jedes Fahrzeug) ergibt eine Strecke von über 10.000 Kilometern. 10.000 Kilometer mehr Fahrzeuge!

2 Millionen Autos, mit einer Länge von je 5 Meter = 10 Millionen Meter = 10.000 km. Das entspricht ungefähr der Entfernung zwischen Berlin und Kapstadt!

Diese Zahl vermittelt nicht den Eindruck, dass die deutsche Verkehrs- und Energiepolitik gemäß der Klimaziele gut vorankommt. 


Car Sharing reduziert Autobestand nicht

Carsharing könnte die Anzahl privat genutzter Autos reduzieren. So die Hoffnung. Nun hat das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen in einer Studie ermittelt, dass Carsharing kaum genutzt wird. Im laufenden Jahr kommen bei einem Bestand von 47,1 Millionen Autos demnach 567 Wagen auf tausend Einwohner. Zehn Jahre zuvor waren es bei 41,3 Millionen Pkw noch 504 Autos pro tausend Menschen. Insbesondere legt in den eigentlich gut mit öffentlichem Nahverkehr erschlossenen Ballungsräumen die Zahl der angemeldeten Autos weiter zu. Beispielsweise in München, Hannover, Leipzig, Braunschweig und Düsseldorf wuchs der Bestand in dem beobachteten Zehnjahreszeitraum stärker als im bundesdeutschen Schnitt von 14 Prozent.