SUVs verlieren Luft in Bonn
27.02.2024
Klima-Gruppe „Tyre Extinguishers“ haben in Bonn am Wochenende die Luft aus den Reifen SUVs gelassen. Die bislang Unbekannten legten ein Gerstenkorn auf das Ventil und drehten dann das Käppchen wieder darauf, wodurch die Luft entwich. Der Staatsschutz hat Ermittlungen übernommen. Auch in anderen NRW-Städten gab es Vorfälle. Hintergrund ist laut der Gruppe die Klimaschädlichkeit von großen und schweren Verbrennern. General-Anzeiger, 27.2.2042


April 2023: Die Nachfrage nach SUVs steigt in Europa weiter an. Die in Europa gebauten Autos werden immer größer und schwerer. Hauptursache: die wachsende Nachfrage nach SUVs und Elektroautos. …Die in Europa gebauten Autos sind in 2022 7 Zentimeter höher, 10 Zentimeter breiter und 20 Zentimeter länger als im Jahr 2000. Gewicht 20 Prozent höher. SUVs machen 40 Prozent und elektrifizierte Fahrzeuge 25 Prozent der Produktion in Europa aus. In Europa stieg der Anteil der SUVs an den Zulassungen laut Inovev von 3 Prozent im Jahr 2000 auf 46 Prozent oder 5,2 Millionen Fahrzeuge im vergangenen Jahr. Quelle: Inovev, französisches Beratungsunternehmen, April 2023


Begriffe für SUVs in den Medien

Foto: Dimitris Vetsikas

Die SUV-Blechberge wachsen weiter. Dabei werden die voluminösen Karosserien mehr und mehr elektrisch betrieben.
Sport Utility Vehicle / e-Boliden / Suburban Utility Vehicle / Vorstadt-Nutzfahrzeug /  Suffs / Monster-SUV / Sturmgeschütz des Wahnsinns / Diesel-Stadtpanzer / gigantische, platzfressende Dreckschleudern / Symbole der Albernheit / Kampfwagen gegen das Weltklima / Klimakiller / mit einem Luftwiderstand wie die Eigernordwand / Pseudogeländewagen /  die sinnlose Panzerkapsel / das Automobil als ein sehr tödliches Verkehrsmittel / klimaschädliche Stadtgeländewagen / SUV-Wahn in Städten / tyrannosaurushafte Ressourcenschleuder mit wahlweise sechs oder acht Zylindern / adipös und breit sich auf die Straße ergießendes Vollkaskoblech / Monstertruck / die Heilige Kuh auf vier Rädern / PS-Protze / ein panzerähnlicher SUV / absurd füllige SUV / ein Auto für Oberförster / Kraftmeyerauto / ein zweieinhalb Tonnen schwerer BMW X5 / ein zweieinhalb Tonnen schwerer Audi Q7 / seit Jahrzehnten wachsen Fahrzeugbreite, Länge und Höhe der Neuwagen in Deutschland schubweise ins Irre / der SUV, eine automobile Pandemie / völlig übermotorisierte Panzermodelle / neue Premium-SUV / SUV-Monster der Extraklasse / Panzer, die durch die Innenstädte pirschen / getunte Nobelkarrossen / Jungfernstieg als Präsentiermeile für getunte Nobelkarrossen / PS-Junkies / Kampfwagen


E- M. Cioran: “Es heißt sich eine recht mißbräuchliche Überlegenheit anmaßen, wenn man einem sagt, was man von ihm und seinem Treiben hält. Solche Offenheit ist mit einem sensiblen Empfinden nicht vereinbar, nicht einmal mit einer moralischen Forderung.” (Vom Nachteil geboren zu sein, S. 94)  — … und was ist, wenn man einem sagt, dass sein SUV ein Klimakiller ist?

Angesichts der steigenden Zulassungszahlen für die SUVs ist der Kampf gegen sie ein Kampf gegen Windmühlen.


Mehr als 200 Millionen SUVs auf den Straßen

Die Internationale Energieagentur (IEA) verweist auf die Aussage der ‘World Energy Outlook  2019’ , dass 200 Mio SUVs weltweit unterwegs sind und dass ihre CO2-Emissionen seit 2010 um 0,55 Gigatonnen auf rund 0,7 Gigatonnen gestiegen sind. Die SUVs leisteten damit nach dem Energiesektor den zweitgrößten Beitrag zum Anstieg der weltweiten CO2-Emissionen seit 2010.
https://www.iea.org/newsroom/news/2019/october/growing-preference-for-suvs-challenges-emissions-reductions-in-passenger-car-mark.html


2,3-Tonnen-SUVs – BMW setzt auf noch größere und schwerere Autos


SUVs: Botschaft von Rücksichtslosigkeit und Protzsucht

Die Zahl der zugelassenen Special Utility Vehicles (SUV) nimmt immer mehr zu. Über fünf Millionen sind in 2018 in Deutschland zugelassen. Die höchste Steigerungsrate wies das Segment der SUVs mit +19,9 Prozent aus. Der Trend zu den überdimensionierten Spritfressern ist ungebrochen. Eine privilegierten Minderheit demonstriert ihren Wunsch nach persönlicher Protzsucht und Egoismus gegenüber allen Überlegungen des Umwelt- und Klimaschutzes schutzes. Auch gefährden sie ihre Mitmenschen im Straßenverkehr, stellen eine Bedrohung für Radfahrer, Kinder und Rentner dar und blockeren den knappen Raum auf den Parkplätzen. Niemand benötigt ein solches Gefährt, um sich fortzubewegen.
(vgl. https://www.heise.de/tp/features/SUVs-Botschaft-von-Ruecksichtslosigkeit-Herrschsucht-und-vermeintlicher-Ueberlegenheit-4451981.html)

Dicker, breiter und immer verrückter

Immer mehr Deutsche wollen immer größere Autos fahren. Sie kaufen sich SUVs. Die Garagen, Parkplätze und Durchfahren wurden für die kleineren Fahrzeuge der alten Generation dimensioniert. Jetzt zeigt sich das Problem, dass die Leute mit ihrem überdimensionierten SUVs zwar in ihre Garage noch reinfahren, aber nicht mehr aussteigen können. Die Tür lässt sich nicht mehr öffnen. Auch in Parkhäusern wird das rangieren, parken und ein- und aussteigen immer schwieriger. Der ADAC hat das Problem erkannt und hat die Lösung parat. Nach Meinung des ADAC ist es wichtig, diese Verordnungen dem aktuellen Stand der Technik anzupassen. “Insbesondere sollte die Stellplatzbreite von derzeit 2,30 auf 2,50 m erhöht werden, um den gestiegenen Fahrzeugbreiten gerecht zu werden.“ https://www.adac.de/_mmm/pdf/fi_parkhaeuser_empfehlungen_126563.pdf, Januar 2018)

SUVs und imperiale Lebensweise

„Im Geländewagen- und SUV-Boom manifestieren sich die imperiale Lebensweise und ihre tendenzielle Verallgemeinerung auf eine besonders anschauliche Weise. SUVs sind äußerst ressourcen- und emissionsintensiv. Sie sind schwerer, haben einen höheren Luftwiderstand, sind meist stärker motorisiert – und verbrauchen daher mindestens 25% Treibstoff mehr als konventionelle Fließ- und Stufenheckfahrzeuge. (….) Aufgrund ihrer Größe nehmen SUVs mehr öffentlichen Raum in Anspruch als andere PKW. Und schließlich ist bei einem Unfall mit SUV-Beteiligung das Risiko, getötet oder schwer verletzt zu werden, für die Insassen eines kleineren PKW deutlich höher als für die Insassen des SUV. Auch für Fußgänger ist das Risiko, bei einem Zusammenstoß mit einem SUV schwer oder lebensbedrohlich verletzt zu werden, höher als bei einem Zusammenstoß mit einen kleinerem Auto“ (S. 126).  Buchbesprechung von Udo Brandes: Ulrich Brand, Markus Wissen: Imperiale Lebensweise, Zur Ausbeutung von Mensch und Natur im Globalen Kapitalismus; Oekom-Verlag, München 2017, 3. Auflage, 14,95 Euro. http://www.nachdenkseiten.de/?p=41496#more-41496


“Macht ihn peinlich, macht ihn lächerlich, den Suff mit 400 PS! Wenn die Reichen sich genieren, noch mit ihm zu fahren, ist die Schlacht halb gewonnen.” Wolf Schneider: Denkt endlich an die Enkel, 2019, S. 20

Wenn man einem SUV-Fahrer sagt, was man von ihm und seinem Tun hält, wird man sich keinen Freund gewinnen. Eine solche Offenheit ist mit dem  sensiblen Empfinden von Menschen nicht vereinbar. Jemanden darauf hinweisen, dass sein Auto dem Klima schadet, wird seine Gefühle verletzen. Er wird Gegenargumente vorbringen und sehr verärgert sein. Die moralische Aufforderung von seinem Tun abzulassen, führt zu nichts.